Diese Aussage eines Moderators ist mir kürzlich begegnet. Sie hat mich entsetzt, aufgewühlt, zum Nachdenken und Nachspüren veranlasst. Dabei kann ich diese Haltung grundsätzlich gut nachvollziehen. Es geht vielen von uns wahrscheinlich ganz ähnlich. Zu schrecklich sind die Bilder, zu menschenverachtend die Worte, zu bedrückend das Schicksal der direkt Betroffenen. Dieser «Mist» erweckt Abscheu, Wut, Angst, Verzweiflung und vor allem auch das Gefühl, ohnmächtig zu sein, als Geisel missbraucht zu werden.
Ja, das verstehe ich und dennoch erschrecke ich über solche Aussagen.
Das aktuelle Geschehen gehört zum momentanen riesigen Transformationsprozess auf allen Ebenen. Die Ukraine dient leider als grösster Schauplatz, aber es geht um sehr viel mehr.
So manches und immer mehr kann nicht mehr funktionieren wie bisher, alte Muster und Lösungsansätze greifen nicht weiter.
Wir kennen diesen Verlauf, das Aufbäumen des Alten, Schwierigen, aus mancherlei Bereichen.
Beispiel Kinder- und andere Krankheiten: kurz bevor sich der Heilungsprozess zeigt, kann es nochmals heftig werden.
Beispiel Homöopathie: manche Mittel bewirken eine Erstverschlimmerung, was uns aber zeigt, dass die Wirkung beginnt.
Beispiel Redensart: die dunkelste Stunde der Nacht sei jene vor der Dämmerung.
Es gibt weitere Alltagserfahrungen. Wichtig ist die tiefe Einsicht, dass unter heftigsten und zerstörerischen Erscheinungen im Aussen die Transformation im Innen in Bewegung kommt. Erstarrte und verborgene dunkle Elemente können sich viel besser halten und im Dunkeln weiterverbreiten. Dass sich jetzt an der Situation dieses Kriegs so viel Schlechtes und Schlimmes zeigt, ist zwar fast unerträglich, aber dient der ganzen Transformation mehr, als es dem Auslöser lieb sein dürfte.
Damit Dunkles belichtet und umgewandelt werden kann, sind diese Voraussetzungen wichtig:
Das Böse, Dunkle muss an die Oberfläche kommen, sich zeigen und damit dem Licht ausgesetzt werden.
Wir, alle, die den Prozess zur Besserung unterstützen wollen, müssen hinschauen, das Geschehen erkennen und es benennen. Alles, was erkannt und mit einem Wort, einem Namen versehen wurde, kann nicht mehr ungesehen im Sumpf verschwinden.
Das absolut Wichtigste ist die Art unserer Reaktion. Lassen wir uns zu Wut und Rachegelüsten verleiten, verstärken wir nur die schlechte Energie. Packt uns die Angst, macht sie uns klein und schwach, macht uns zugänglich für Manipulationen. Ohnmacht, Trauer, Verzweiflung lähmt uns, verhindert unsern eigenen Fluss und schadet uns sehr, auch körperlich.
Was dann?
Die Giesskanne – und zwar die grosse! – gefüllt mit Liebe zücken und giessen, giessen, giessen. Zudem die Scheinwerfer des Himmels drauf richten. Lange und immer wieder. Sich dabei selber in Liebe hüllen und sich ganz fest auf die eigene Mitte konzentrieren.
Es wirkt, du wirst es spüren.
Zum Schluss:
Vergessen wir nicht, dass wir hier auf der Erde und zum jetzigen Zeitpunkt inkarniert sind, um das Licht auf der Erde zu verankern und nicht vor lauter «Mist» den Kopf in den Sand bzw. den Himmel zu stecken. Den Himmel auf die Erde, ins Irdische holen. Das noch Dunkle erkennen, benennen und das Licht dort manifestieren. Statt «entweder Sumpf oder Himmel»: verbinden, auf der Erde verankern. Anders geht es nicht.
Und was in der Ukraine passiert, ist nicht «Mist», sondern ein Dienst an unser aller Weiterentwicklung. Danke diesem mutigen Volk. Mit dem, was ihr im Moment aushaltet, gebt ihr uns den Anstoss, den eigenen «Mist» zu belichten.